101 | EOG | Hallo Freunde, möchte mich ebenfalls mit nem EOG aus dem Spiel verabschieden – den hatte ich vor langer Zeit schon mal angefangen und ist jetzt etwas länger geworden.
Zunächst mal meinen Dank an unseren SL Tim, der die Partie souverän zu Ende geleitet hat. Auch unseren ersten SL möchte ich nicht vergessen (Björn), der bis zu seinem unverhofftem Abdanken ebenfalls gute Arbeit geleistet hat – hoffe nachwievor, es ist alles in Ordnung bei ihm. Bevor ich weiter schreibe: Mein EOG soll niemandem zu nahe treten. Er spiegelt ausschließlich meine subjektiven Wahrnehmungen und Einschätzungen wieder und hilft euch vielleicht auch etwas, offene Fragen zu beantworten:
Zum Spiel:
Die Eröffnung:
ÖU: So wie ich das bisher in den EOG´s lesen konnte, war ich nicht der einzige, dem ÖU keine Antwort gab. Eigentlich traurig, denn wenn Italien auch nur einmal aufgemuckt hätte, wäre ich Anfangs durchaus bereit gewesen, Flottenverbände ins Mittelmeer zu beordern. Aber gut. Das non-verbale Verhalten rechtfertigt wohl auch das frühe Ausscheiden des österreichischen Kaisers.
OR: Guter Anfangskontakt, mehr konnte man aus französischer Sicht nicht erwarten.
Russland: War zwar um Antwort bemüht, letztlich jedoch zu keinerlei konkreten Absprachen im Westen bereit, eine Variable also.
Deutschland: D beging gleich zu Beginn des Spiels einen Kardinalsfehler und teilte mir mit, dass es in einer D-F-Allianz eigentlich nur Nachteile sehen würde. Ich ging das Spiel sehr offensiv an und wollte mit D unbedingt ein Bündnis haben, um die englische Flottenübermacht auszugleichen (falls ich mich mit Italien überwerfen sollte), denn mir war klar, dass ein Landfeldzug gegen D nur scheitern konnte bzw. in einem Stellungskrieg enden und andere davon profitieren würden. Außerdem spielte ich schon erfolgreiche D-F-Allianzen.
England: Aufgrund der deutschen Außenpolitik schrillten bei mir natürlich die Alarmglocken und ich musste England unbedingt auf meine Seite ziehen, weshalb ich ihm auch sofort von mir aus Bel und entsprechenden Support anbot. England war von Anfang sehr gesprächsbereit, trotzdem merkte ich, dass es mir nicht so ganz traute. Mein Glück: Russland machte sich schon bald über England her und brach glaube ich zweimal entsprechende Vereinbarungen; damit wusste ich, dass ich vor England sicher wäre.
Italien: Bella Italia: Was soll ich sagen, bei Alex und mir stimmte von Anfang an eigentlich alles und man merkte, dass wir ähnlich dachten. Er sicherte mir zu, sich gen Osten zu wenden und ich sicherte ihm zu, das Mittelmeer frei zu lassen. Wir hielten uns daran und es war der Auftakt zu einem tollen Bündnis.
Mittelspiel:
England: England schien mir äußerst vorsichtig zu agieren und sich nach allen Seiten absichern zu wollen, so dass es zeitgleich nur mit einem Gegner kämpfen müsste. Es versuchte auch, mich ständig für einen Italienfeldzug zu ermuntern (während Italien natürlich versuchte, mich gegen England zu drücken) und nachdem ich diesem nicht nachkam, ließ es sich auf einen mehr als fragwürdigen Pakt mit Russland ein, der dem Zaren Norwegen sicherte – im Gegenzug hätte Russland England gegen Deutschland supporten sollen. Trotz aller Warnungen meinerseits, ließ sich Peter darauf ein. Und prompt brach natürlich Russland sein Wort und fiel über England her.
Frankreich: Meine Anfangsstrategie (D-F geegen E) ging ja ohnehin nicht auf. Die englische Außenpolitik bzw. der englisch-russische Krieg aber brachte mich irgendwie in Schwierigkeiten, denn ein schneller Erfolg gegen D schien nun in weiter Ferne. England musste ja seine Flotten nach Skandinavien schicken, anstatt in die Deutsche Bucht. Mit D lag ich schon erwartungsgemäß im Stellungskrieg, da ich England auch zeigen wollte, dass ich es ernst mit ihm meinte; im Süden (Italien) brauchte ich Ruhe, doch stockte Italien in seiner Expansion gen Osten und ich fürchtete, Rom könnte sich aus Frust gen Westen wenden, weshalb ich meine Flotte schön im zentralen Hinterland parkte (Mat), um notfalls sofort gegen Italien handlungsfähig zu bleiben, sollte es sich doch umorientieren;
Russland: Mein absolutes Kompliment an Russland. Ginge es nach Schnelligkeit, würde ich sagen, dass Russland bis 04/05 der Punktsieger wäre. Taktisch tolle Spielzüge und aufgrund dieser Erfolge auch entsprechend politischen Druck erzeugt; Russland wurde auf einmal ungeheuer kommunikativ und es kam mir auch so vor, als wolle mich Russland zum Stab gegen England nötigen, so dass es mir kurzer Hand eine Frist hierfür setzte – wie gesagt, der Zar wusste, dass er am Drücker war und wollte das auch umsetzen. Das kam mir natürlich ziemlich ungelegen, denn Russland wollte, dass ich England während eines Frühlingszugs stabbe. Ich weigerte mich natürlich und hielt England - mehr aus Eigennutz - die Treue. Bereits an diesem Punkt überwarf ich mich mit Russland, denn es baharrte auf dem Stab an England – und wie gesagt: Russland war zu diesem Zeitpunkt die absolut dominierende Macht. Verscherzen wollte ich es mit ihr eigentlich auch nicht unbedingt, denn falls die englische Front gegen R. doch zusammenbrechen würde, hätte ich es mit deutschen und russischen Flotten aufnehmen müssen – so meine Befürchtung! Doch die Nachteile eines Stabs waren zu gravierend, denn England hätte zum Herbst hin aus Rache nochmal böse ausschlagen und mir in die Suppe spucken können, sodass mir unterm Strich kein VZ-Gewinn geblieben wäre, sondern nur die Zusage eines (wortbrüchigen) Zaren, er wolle mir mit koalieren. Ich muss aber zugeben, dass wenn Russland etwas einfühlsamer gewesen wäre, oder das Stabangebot im Herbst gekommen wäre … ich hätte wahrscheinlich zugesagt. Außerdem ahnte ich Russlands wahre Intention: Wäre ich England in den Rücken gefallen, wären die drei Westmächte auf ewig zerstritten gewesen. Und bei der sich bereits abzeichnenden R-T-Koalition wäre das natürlich eine Katastrophe gewesen.
Italien: England war in Nöten und musste gestützt werden, gegen D ging nichts voran und Italien kämpfte im Stellungskrieg gegen die Ostmächte (was ich erwartet hatte) … Ich dachte eigentlich, dass unser Bündnis bereits genug gefestigt wäre, so dass ich entweder italienischen Support gegen D erhalten würde (da Italien aber alle Kräfte gen Osten aufmarschieren ließ, erwartete ich das nicht), oder dass ich zumindest Durchzugsrechte in Pie erhalten würde, um Mun vom Süden her angreifen zu können. Rom verweigerte kurzerhand meine Bitte und ich war echt sauer. So musste ich Italien tatsächlich einmal bluffen und drohte Rom freundlich aber unmissverständlich mit Krieg, indem ich ihm sagte, dass ich meine Außenpolitik nochmal gründlich überdenken müsse. Im Nachhinein muss ich zugeben, dass ich aufgrund der englischen Außenpolitik bzw. dem leichtfertigen englischen Verzicht auf Norwegen doch recht gefesselt war. Ich hätte es nicht riskiert, gegen Italien mobil zu machen, während ich mit D im Krieg lag und Russland im Nordatlantik drohte weiter vorzupreschen.
Endspiel:
Russland/OR: R beging aus meiner Sicht einen großen strategischen Fehler: Es preschte bis nach Triest vor und schnitt seinen vermeintlich Verbündeten OR auf dem Landweg völlig von VZ´s ab, während OR augenscheinlich nur auf dem Seeweg vorankommen wollte. Die osmanischen Armeen (ich glaube es waren zwei oder drei) waren hierdurch auf dem Balkan zum Nichtstun verdammt und Italien allein wäre sicher nicht in der Lage gewesen, einem gemeinsamen Ansturm der gelb-grauen Armeen Widerstand zu leisten. Mich veranlasste das zu dem Schluss, dass R doch eher auf einen Solosieg spekulierte. Daher hoffte ich, dass auch OR irgendwann gegen R mobil machen würde, denn es stagnierte über Jahre bei seinen VZ´s, während R bis auf 10, 11 VZ´s hochschnellte. Für mich war das im Nachhinein eine Todsünde, wenn man denn wirklich einen zweier-Draw hätte erreichen wollen. Aber vielleicht erfahren wir ja noch mehr zur russisch-türkischen Strategie vom Zaren?! Wäre mal interessant.
E-I-F: Ich erkannte ein dauerhaftes R-T-Bündnis schon während der Anfangsphase (zumindest bildete ich mir das ein) und so versuchte ich, I und E auf eine Linie einzuschwören, da ich glaubte, aufgrund der enormen russischen Expansion anderweitig nicht mehr mithalten zu können. D stand auf verlorenem Posten und war außen vor und ich steckte bei meinen Versuchen, ein 3er-Bündnis zu formen oft zurück (zumindest bildete ich mir auch das ein:). Trotzdem ich mich bemühte, gelang es mir nicht, alle Vorbehalte gegen mich aufzulösen. England verweigerte Anfangs über weite Strecken hinweg die Unterstützung meiner zum Nichtstun verdammten Flotte im Mat gegen D und R im Kanal oder der Nth. Ich steckte noch nie in einem Bündnis, indem so viel Misstrauen herrschte. Vielleicht lag es daran, dass Italien und England zunächst mit allen Einheiten an vorderster Front kämpften, während ich noch 2, 3 Reserveeinheiten hatte und ein potentieller Stabkandidat war. Insbesondere England machte mir hier über Jahre hinweg sorgen, dass zwischenzeitlich sogar mutmaßte, dass Italien mit Russland gemeinsame Sache machen könnte, weil unsere militärischen Erfolge doch recht knapp waren. Es krachte an allen Ecken und Enden und so gelang es uns zunächst nicht, eine gemeinsame Strategie gegen R/OR umzusetzen, obwohl wir materiell überlegen waren. Unser ZAT-Endergebnis war meistens Stückwerk, dass darauf abzielte, alle Gebiete irgendwie zu halten, aber den Gegner nicht in Zugzwang zu bringen. Der Gipfel kam dann, als mich R/OR für sich mit ins Boot holen wollten. Ich willigte zum Schein ein und informierte I/E natürlich über alle Korrespondenzen. Doch trotz meiner Offenheit, begann sogar Italien an mir zu zweifeln – zumindest zeitweilig.
Naja, R und Or gingen uns bzw. nur mir auf den Leim, doch es brachte eigentlich nichts. Zwar wäre das ohnehin nicht der große Wurf geworden, doch I und ich hätten in Mitteleuropa schneller die Oberhand gewinnen können, da mich Russland sogar nach Berlin supportete und Sil freistand. Wir hätten also in Mitteleuropa die Entscheidung vielleicht ein halbes oder ganzes Jahr früher herbeiführen können. Aber selbst Italien (das ja zu diesem Zeitpunkt in Mun) stand, verweigerte mir (wenn auch mit sanften Worten) die Unterstützung und wieder gelang es uns nicht, bis an den Stadtrand von Warschau vorzustoßen. Ich glaube, R und OR wissen gar nicht, wie nahe sie zu diesem Zeitpunkt an einem Sieg dran gewesen waren, denn die Stimmung im Westbündnis war übel, echt übel.
Aber ….
es sollte besser werden …
Mit Mühe und Not, halt irgendwie, und viel Schriftverkehr schafften wir doch noch eine grobe Strategie festzulegen, bei der sich glaube ich England mehr als einmal auf die Zähne beißen musste, nämlich erst im Süden den bedrohten Ion abzusichern, dann in der Mitte die Vz´s um Mun und Ber zu stabilisieren und dann im Norden England zum Durchbruch gegen Russland zu verhelfen. In der Reihenfolge deshalb, weil ein türkischer Durchbruch in den Ion tatsächlich einmal möglich gewesen wäre (wurde aber wohl glücklicherweise übersehen) und aufgrund eines italienischen/französischen Fauxpas bei der Zugabgabe, der uns ein ital. VZ (könnte Tri gewesen sein) kostete. Also mussten wir erst Italien wieder ein VZ zuschanzen damit der Flottenbestand im Mittelmeer ausgeglichen blieb und VZ´s in Mitteleuropa im Ringtausch und zum Nachteil Englands umorganisieren – was dem englischen König natürlich wieder nicht recht sein konnte. Aber uns war klar, dass wenn wir im Süden und in der Mitte gut standen (und mehr als Halten wollten wir eigentlich nicht), dann würde der Durchbruch im Norden und eine Invasion Russlands durch England gelingen – denn der Zar war da oben gegen die englische Kriegsmarine und ihre französischen Hilfskreuzer einfach zu schwach. Aber bis dahin musste King Peter eben auf Halten spielen und Durchhaltevermögen beweisen.
Der Rest war reine Formsache und die letzten 4-5 Jahre zähle ich mal nicht mit zu dem Spiel, denn das hätte man nach zwei oder drei abgelehnten Drawanträgen wirklich etwas abkürzen können – aber gut, die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt – ich versteh´s ja irgendwie.
Es hat Spaß gemacht mit euch, wenngleich es stellenweise nervenaufreibend war, aber keiner hat sich im Ton vergriffen oder ist persönlich geworden und ich hoffe wir sehen uns wieder unvoreingenommen bei einer anderen Partie.
Viele Grüße
Ralf 10.05.2011, 21:59 Uhr, Verfasser: Frankreich |