54 | EoG-Kommentar | Auch von mir ein herzliches Servus an unseren unermüdlichen Spielleiter und die zahlreichen Mitspieler!
Insgesamt war ein in vieler Hinsicht interessante Partie - wobei "interessant" leider nicht immer gleichbedeutend mit "gut" ist. Insbesondere sind hier die zahlreichen Drop Outs zu nennen, schlussendlich musste auch ich aus Mangel an Zeit zurückziehen.
Ebenfalls schade fand ich, dass einige Mitspieler kaum oder keinen Wert auf Kommunikation gelegt haben. Da dies jedoch ein zentraler Bestandteil des Spiels ist, hat da doch einiges gefehlt.
So genug gemosert: Ein Hoch auf Andreas, der unermüdlich und stets unparteiisch alle auftretenden Probleme aus dem Weg geräumt hat.
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Und nun zur taktischen Nachbetrachtung:
Obwohl das hier eine Anfängerpartie ist, ist es nicht meine erste Partie Diplomacy gewesen. Ich habe im Laufe der vergangen zwanzig Jahre die ein oder andere Face-to-Face Runde gespielt, ebenso wie einige Forumsrunden in diversen Communities. Außerdem habe ich mich vorher ein bisserl in diverse Strategietipps im Internet eingelesen.
Von Anfang an, noch bevor die Nationen überhaupt verteilt waren, wollte ich als Franzose mit dem Engländer gemeinsam Europa von Westen her aufrollen. Damit das gelingen kann, muss zum einen der Engländer dazu bereit und auch zuverlässig sein, zum anderen dürfen sich Russland und Osmanisches Reich nicht einig sein, da ansonsten auf der anderen Seite der Karte ebenfalls ein mächtiges Zwei-Reich-Bündnis entsteht, was dem F-E Bündnis Paroli bieten kann.
Also nahm ich mit allen Nationen eifrig Kontakt auf mit drei Zielen:
1. Den Engländer zu einem dauerhaften Bündnis überreden.
2. Alle Mitspieler von meiner Friedfertigkeit ihnen gegenüber überzeugen.
3. Möglichst viel Unfrieden zwischen Russe, Osmane und Österreicher (und bestenfalls auch noch dem deutschen Kanzler und dem Duce) stiften.
Zumindest anfänglich ging das soweit gut auf - der Engländer zögerte einige Zeit, entschied sich dann aber für meinen Plan. Italien und Deutschland wandten sich gen Osten und auf dem Balkan entbrannte eine wüste Schlammschlacht.
Soweit lief also alles gut. Dann jedoch gab es (wie zu erwarten) einige Probleme: Auf dem Balkan wurde Österreicher vom Osmanen ziemlich aufgeraucht und ich musst befürchten, dass der Sultan Italien angreifen kann, bevor ich es erobert habe. Außerdem schenkte Deutschland dem Engländer erst kampflos Dänemark (und griff gleichzeitig den Russen an, vergabe aber durch den Verzicht auf Dänemark die Möglichkeit, im zweiten Zug den Russen aus Schweden herauszuhalten...) und später dann Kiel. Dadurch wurde England, von mir als Juniorpartner eingeplant, plötzlich zum Senior in unserem Bündnis (E: 8 VZ, F: 6 VZ). Außerdem baute Enland so viele Flotten, dass ein weiterer Vormarsch ins Landesinnere in Richtung Ostdeutschland/Russland nichtr möglich war. Dadurch blieb dem Engländer eigentlich nur noch die Option, das Bündnis zu brechen und Frankreich zu staben. Ungefähr zeitgleich stellte der Engländer jegliche Kommunikation ein, wandte sich aber noch nicht gegen mich. Und wir bekamen einen neuen Zaren, der mir vorschlug, direkt gegen England zu ziehen und meine Pläne für Italien aufzugeben. Aus meiner Sicht in dieser Situation aberwitzig! Meine Grenzen zu England waren entblößt, der Engländer mir deutlich überlegen und ich stand kurz davor, in Italien VZ zu erobern. Der Russe startete auch gar nicht den Versuch, mir seinen Plan irgendwie schmackhaft zu machen...
Schließlich bekamen wir auch noch einen neuen Kanzler, mit dem sich schnell eine gute Beziehung entwickelte. Durch die in Italien gewonnenen Aufbauten und die Unterstützung des Deutschen Reiches war es dann möglich, den unkommunikativen Engländer auf einen Schlag so deutlich zu schwächen, dass er von da an nur noch den Untergang seines Reiches verwalten konnte.
An dieser Stelle muss ich Ulrich ein dickes Lob aussprechen: Als einziger Spieler in der Partie war er rationalen Argumenten zugänglich und akzeptierte sie, auch wenn das für ihn zuerst Ungemach bedeutete. So hatte ich vor seiner Ernennung meine Einheiten in Stellung gebracht, um in zwei Zügen München erobern zu können. Er hätte dies nicht verhindern können. Ich stellt für ein Bündnis jedoch die Bedingung, dass er mir München sofort kampflos überlässt. Damit konnte ich eine weitere Einheit im Kampf gegen den Engländer aufbauen und gleichzeitig meine Position gegen den anrückenden Osmanen stärken. Schließlich willigte er zähneknirschend ein, unter der Bedingung, dass ich München wieder räume, sobald das möglich war. Nun - es war leider nicht möglich, sonst hätte ich das tatsächlich gemacht. Immerhin habe ich ihm zu diversen Eroberungen verholfen, die an seiner Stelle auch ich hätte machen können, daher erachte ich die Abmachung als so gut erfüllt, wie ich eben konnte.
Die Eroberung der Insel war vom Engländer nicht zu verhindern. Mit dem Kanzler an meiner Seite, gefördert von ein paar nicht ganz ungeschickten Zügen, wenn ich das mal so sagen darf, wurde der Widerstand im Noden gebrochen. Gleichzeitig konnte ich die Eroberung des Italieners abschließen, der einige abenteuerliche Züge unternahm, wohl in der Hoffnung, mich zum Fehler zu verleiten. Ich glaube, ich habe ihm sogar mal geschrieben, dass ich ihm glatt Zugeständnisse gemacht hätte, hätte er mir die Züge, die er sowieso machen wollte, vorher mitgeteilt! :-)
Dem Deutschen war es inzwischen mit meiner Hilfe gelungen, von seinen verbliebenen drei VZ wieder aufzudoppeln. In dieser Phase standen wir jedoch kurz davon, vom Osmanen überrannt zu werden. Gerade diese Phase war taktisch wirklich interessant und spannend. Die Zusammenarbeit mit Ulrich war hier außergewöhnlich gut.
Schlussendlich gelang es, den Osmanen erst in Russland, dann auf dem Balkan zurückzudrängen, und es war absehbar, dass ich die Partie gewinnen würde. Tatsächlich hätte ich sogar durch einen Stab gegen den Kanzler die fehlenden VZ direkt erobern können - ich entschied mich jedoch dagegen, weil ich fand, er habe das einfach nicht verdient. Außerdem wollte ich lieber dem Osmanen so ein bisschen die verweigerte Kommunikation heimzahlen! ;-)
Trotzdem hätte ich in dieser Phase jeden Draw angenommen - schließlich hatte ich Verständnis dafür, dass der Osmane nur noch wenig Interesse an einer Verwaltung seines Unterganges hat. Leider war dieser jedoch trotz zweier Versuche und eine netten Hinweises von Andreas nicht in der Lage, einen regelkonformen entsprechenden Vorschlag zu machen.
Der Stab von Deutschland war ärgerlich - zum einen, weil ich darauf verzichtet hatte, zum anderen, weil das Spiel jetzt praktisch ein Patt war. Ohne jetzt allzuweit in die Zukunft geplant zu haben, so behaupte ich doch, dass ich den Deutschen und den Osmanen hätte abwehren können, ohne allzuviel zu verlieren.
Der Deutsche hätte kurzfristig Kiel verloren und wahrscheinlich wäre er auch in Dänemark, Schweden oder Norwegen dann eingebrochen. Der Osmane hätte mich wieder nach Italien zurückgejagt, wäre aber weder nach Italien, noch nach München (das hätte ich sofort wieder zurückerobern können), noch ins westliche Mittelmeer vorgedrungen. Ich glaube daher, dass der von Ulrich prophezeite "grandiose Endkampf" ziemlich langweilig geworden wäre und sich keine großen Veränderungen ergeben hätten.
Tja, wir werden es leider nicht erfahren. :-(
Aus privaten und beruflichen Gründen musste ich mich leider aus der Partie zurückziehen. Dafür möchte ich mich entschuldigen! Allerdings waren die aktuellen Entwicklungen bei mir zu Beginn der Partie im Herbst letzten Jahres nicht absehbar.
Mit freundlichen Grüßen,
Lucas I im Exil :-)26.07.2013, 10:55 Uhr, Verfasser: Frankreich |
53 | EoG-Kommentar | Verehrter Spielleiter,
trickreiche Mitspieler,
es war mal wieder ein Genuss, in einer C-Partie aushelfen zu dürfen. Das heißt: Hier wurden noch Absprachen getroffen, die nicht spätestens zwei Züge danach gebrochen wurden. Kämpfernaturen halt, die sagen: Ich schaff das oder ich geh aufrecht unter! Ein Mitspieler scheiterte frühzeitig an mangelnder Kommunikation, und Kommunikation ist sehr, sehr wichtig in diesem Spiel. Als ich in das spiel einstieg, war ich eingeklemmt zwischen Frankreich und Russland und musste dringend einen Partner suchen, sonst sah die Zukunft grau-schwarz aus. (Und für die freundlichen Aufmunterungen aus Italien und dem Osmanischen Reich konnte ich mir nichts kaufen;-)
Aufgrund der Schwäche meiner Position entschied ich mich für Frankreich, denn Russland wurde von einem alten Hasen geführt, der jede Schwäche meisterhaft zu erkennen und auszunutzen pflegt.
Lukas, der Franzose, erwies sich als Glücksfall in zweierlei Hinsicht: Er hielt seine Absprachen ein, auch als wir beide zu scheitern drohten und er sich durch Ofern seines Partners evtl noch etwas hätte halten können. Und er korrigierte zweimal fehlerhafte Zugabgaben von mir. Ich war in dieser Phase wirklich nicht auf der Höhe.
Da der Sultan die Möglichkeit sah, ein Solo anzustreben, beendete er die zeitweilige Zusammenarbeit mit Lothar, dem Russen, der langsam aber sicher zwischen Frankreich/Deutschland und dem Osmanischen Reich zerrieben wurde.
Da Lukas wirklich ausgezeichnet zog und mehrfach auch das Glück des Tüchtigen hatte, in einer 50:50 Chance das richtige Ende zu erwischen, neigte sich die Waagschale langsam aber sicher dem Bündnis F/D zu.
In dieser Situation habe ich mehrfach einen Draw angesprochen und Lukas deutlich gemacht, dass er nicht von mir verlangen könne, ihm bei einem Solo zu helfen. Das sei halt nicht die Spielidee.
Lukas ist auf diese Anregungen leider nicht eingegangen, sondern ging ruhig den Weg weiter, VZ um VZ zu erobern - alles in korrekter Absprache mit mir aber ohne Bereitschaft zum Draw. In aller, also wirklich allerletzter Sekunde habe ich dann gestabbt, um mir noch eine minimale Chance auf einen Draw offenzuhalten und hatte das Glück, in Christopher keinen rachsüchtigen sondern einen fröhlichen und zuverlässigen Kompagnon zu gewinnen.
Jetzt hätte eigentlich ein grandioser Endkampf folgen müssen, aber Lukas musste wegen Arbeitsüberlastung aus einer sehr aussichtsreichen Position heraus aussteigen, bzw konnte nicht rechtzeitig abgeben. Wirklich schade, weil seine Position in Skandinavien günstiger war und er nur noch drei VZ brauchte, der Sultan seine überzähligen aber nicht zur Geltung bringen konnte, ohne mir in den Rücken zu fallen.
So endet dieses Spiel mit einem erfolgreichen "Neuling" und einem glücklichen "Einspringer".
Ich hoffe, alle Teilnehmer dieser erfrischenden C-Partie in künftigen B- oder A-Partieen wiederzutreffen!
Ulrich, Kanzler der nordeutschen und einiger skandinavischen Lande19.07.2013, 23:08 Uhr, Verfasser: Deutsches Reich |